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Aktuelle Infos / Aus der Presse

Aktuelle Infos / Aus der Presse | Mendler, Michael | 07.05.2024

Waldbegang mit dem Gemeinderat

Auf Einladung von Bürgermeister Thomas Nowitzki, Revierförster Michael Deschner und Forstbezirksleiterin Anne Klama vom Kreisforstamt des Landratsamts Karlsruhe waren Mitglieder des Gemeinderates sowie Vertreter der Verwaltung zum Waldbegang gekommen. Treffpunkt war der Wanderparkplatz „Geißberg“. Schwerpunkte beim Spaziergang durch den Oberderdinger Stadtwald waren unter anderem das Ergebnis der Zwischenprüfung der Forsteinrichtungsprüfung, Holzeinschlag, Kulturen, Jungbestandspflege, Waldpädagogik und Holzsorten.

 

 

Bürgermeister Thomas Nowitzki begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Gemeinderat und der Verwaltung und freute sich über die sommerlichen Temperaturen. Zu Beginn gab der Schultes einen Überblick über verschiedene Aktionen, die in Zusammenarbeit mit dem Forst in der Stadt durchgeführt werden. Dazu gehören beispielsweise der jährliche Bürgerwaldbegang, die Waldpädagogik mit den Kindertageseinrichtungen, aber auch die Baumpflanzaktionen aller 6. Klassen der Leopold-Feigenbutz-Realschule (LFR) mit dem Ziel eine Kooperationsvereinbarung abzuschließen. Diese beinhaltet die Wildlingsgewinnung im Wald, die Aufzucht in der Baumschule der LFR sowie das Auspflanzen der Bäume nach etwa 5 Jahren.

 

Angekommen an der ersten Station, berichtete Forstbezirksleiterin Anne Klama von den aktuellen Bedingungen im Wald. Durch den gestiegenen Grundwasserspiegel galt es Arbeiten entsprechend so anzupassen, dass beispielsweise der Abtransport von geschlagenem Holz dann stattfand, wenn die Böden wieder trocken waren, da ökologische Belange in dieser Situation Vorrang hatten. Insgesamt ist die Vegetation in diesem Jahr 3-4 Wochen früher dran, als erwartet. „Wir sind gespannt wie sich das Jahr entwickelt, bei diesen guten Startbedingungen“, sagte die Forstbezirksleiterin.

 

Bei der Zwischenprüfung der Forsteinrichtungsprüfung wurde deutlich, dass der Oberderdinger Stadtwald aus 70% Laubbäumen und 30% Nadelbäumen besteht. Aufgrund der Klimaveränderungen haben sich besonders die Nadelbäume zu Sorgenkinder entwickelt, auch die Douglasie, die bisher als Zukunftsgehölz galt, hat mit den klimatischen Bedingungen zu kämpfen, so dass der Anteil des Laubholzes langfristig ansteigen wird. Bei der festgelegten jährlichen Holznutzung soll dennoch nichts geändert werden. Es gilt allerdings einige Stellschrauben zu betätigen, um die Waldbestände sicher durch die Zeit zu bringen. Dabei ist es wichtig festzustellen, wo Raum für die nächste Baumgeneration entstehen könnte, ob die bestehenden Bestände weiterhin gesund sind und die entstandenen Kahlflächen zu pflegen, so dass die festgelegte Menge an Holznutzung gleichbleibt, sich jedoch die Erträge ändern.

 

Um den Baumbestand aufrecht zu erhalten investiert Revierförster Michael Deschner gemeinsam mit seinem Waldarbeiter Uwe Rothfritz und externen Arbeitern viel Zeit in die Jungbestandspflege. Besonders das Mähen rund um die jungen Bäume bedarf großen Sachverstand. Vor Ort konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von verschiedenen Wachstumsstadien der Bäume selbst ein Bild machen. Um Geld einzusparen schützt der Förster die Jungpflanzen mit einem Drahtzaun vor Wildschäden. Dieser kann bis zu fünf Mal eingesetzt werden und ist um vieles günstiger als der Verbissschutz an den Bäumen.

 

Welche Veränderungen im Wald in nur kurzer Zeit aufgrund verschiedener Einflüsse einhergehen, machte Förster Michael Deschner mit Hilfe einer Karte deutlich und berichtete, dass 80-90 % Naturverjüngung vorgenommen wird.

 

Durch die extreme Trockenheit im vergangenen Jahr, wurden insbesondere Fichten und Lärchen von Borkenkäfern befallen. Außerdem entstanden extreme Trockenschäden an älteren Buchen. Aufgeplatztes Holz, Kronenbrüche, hämmernde Spechte im Winter auf Nahrungssuche und Bohrmehl, das nur unter besonderer Lichteinstrahlung bei trockenem Wetter zu sehen ist, sind Indizien für den Borkenkäfer, der sich bei milden Temperaturen und Trockenheit rasend schnell vermehrt. Sobald diese Indizien bemerkt werden, muss reagiert und das tote und kranke Holz beseitigt werden, um weitere Schäden zu vermeiden.

 

Damit der Forstbetrieb aufrecht erhalten bleibt, wird regelmäßig in Fahrzeuge, Lehrpfade, Wegebau, Kultursicherung, Jungbestandspflege und die Holzernte investiert. 40% der Ausgaben in 2023 beliefen sich auf die Holzernte. Insgesamt wurde im vergangenen Jahr ein leichter Gewinn erwirtschaftet. Besonders wichtig ist Bürgermeister Thomas Nowitzki, dass die Brennholzpreise bezahlbar sind. „Die Stadt möchte hier keinen maximalen Profit erzielen“, sagte der Schultes.

 

Bereits seit mehr als 15 Jahren ist Michael Deschner für die Stadt Oberderdingen der verantwortliche Förster. Ein wichtiger Bestandteil der Forstarbeit ist die Waldpädagogik und Öffentlichkeitsarbeit, denn die Erholungsfunktion des Waldes hat spätestens nach den beiden Jahren der Corona-Pandemie einen neuen Stellenwert in der Gesellschaft errungen. Umso wichtiger ist es, die Menschen bereits im Kindesalter mit Waldwochen, aber auch in den weiterführenden Schulen mit Projekttagen im Wald und im Erwachsenenalter beim Waldbegang über den Wald und die Forstarbeit zu informieren und Wissen zu vermitteln.

 

Am Ende bedankte sich Förster Micheal Deschner für das große Interesse am Wald. Bei interessanten Gesprächen im SVO Clubhaus klang der Abend aus.